As told to Brandon Stosuy, 3276 words.
Tags: Music, Art, Technology, German, Adversity, First attempts, Beginnings, Collaboration, Focus.
Björk über Natur und Technologie
Natur und Technologie waren in deiner Arbeit immer gleichzeitig gegenwärtig.
Für mich stehen Natur und Technologie für Hoffnung und eine Bewegung der Zukunft. Das war bei mir schon immer so. Wahrscheinlich hat das damit etwas zu tun, dass ich in Island groß geworden bin. Reykjavík ist zwar eine europäische Hauptstadt, aber jetzt gerade laufe ich vor meinem Haus spatzieren und ich laufe buchstäblich am Strand entlang. Hier hat man so viel Platz! Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, an dem ich zum ersten Mal von Technologie begeistert war – beim Zahnarzt. Ich war damals in so einer Hippie-Schule, alles aus Holz und bodenständig. Und dann war ich bei diesem Zahnarzt und ich dachte: „Wow! Das ist die Zukunft!“ Er hantierte mit all diesen Instrumenten in meinem Mund herum und und ich dachte „Okay, die Zukunft ist hier, hier geht was ab.“
Ich denke, es ist auch so eine Art Instinkt - wir wissen, dass es nur Hoffnung geben kann, wenn wir Technologie und Natur unter einen Hut bringen. Sie müssen koexistieren, und sie müssen zusammenarbeiten. Wenn wir überleben wollen, muss das so laufen. Vielleicht ist das jetzt ein bisschen ich-bezogen von mit, aber je älter ich werde, desto mehr wird mir bewusst, wie sehr mich meine Herkunft geprägt hat. Aber irgendwie fällt es mir leichter, mir diese Koexistenz in einem natürlichen Umfeld vorzustellen – wie zum Beispiel in diesem Moment, wo ich dir hier am Strand per Telefon ein Interview gebe. Oder du nimmst mit GarageBand auf deinem iPhone auf einem Berggipfel einen Song auf.
Das war schon immer die ideale Verbindung für mich. Bei mir ging es schon immer darum – bei jedem Album dachte ich mir “OK, dieses Mal mache ich etwas, was ich noch nie gemacht habe, aber dann gehe ich doch wieder zu demselben zurück. Das war schon immer so, schon seit ich als Teenager eine Punkband hatte.
Als wir auf Tour waren, um Volta vorzustellen, hatten wir Touchscreens. Das war noch vor den iPads. Immer, wenn eine neue Technologie herauskommt, wird aus mir so eine Art Detektiv … ich muss herausfinden, wozu die einzelnen Funktionen gut sind. Die meisten sind zu überhaupt nichts gut, aber es gibt immer die eine, bei der ich mir denke “Aha, hier hat die Technologie uns doch endlich eingeholt. Jetzt kann sie diese total natürliche Funktion in uns zuordnen.“ Sie macht uns das Leben einfacher. Die Leute denken immer, ich sei richtig gut in technischen Dingen, dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Wenn dann so etwas wie der iPad herauskommt, wird Technologie selbst für mich nutzbar.
Als ich Biophilia aufnahm, war ich überglücklich, endlich zeigen zu können, was ich vom Bildungssystem und der Musikwissenschaft halte. Als ich als Kind in der Musikschule war, fand ich es fast beleidigend, wie wir Musik, Timbre oder Tonleitern aus Büchern lernen mussten, wir saßen stundenlang da und lasen. Dinge, die gesehen oder gehört werden, müssen gefühlt und intuitiv erfasst werden. Um Biophilia zusammenzustellen, mietete ich dieses Haus am Strand, wo wir alle Basics der Musikwissenschaft wie Rhythmus, Akkorde, Melodien und so weiter programmierten.
Es war irgendwie klar, dass der Touchscreen den Platz eines 3D-Buches einnehmen würde. Das sieht man heute überall, er wird hauptsächlich in Schulen eingesetzt, zum Beispiel für Physik, Mathe oder Musik, oder andere Sachen, die einfach 3D sein müssen - es ist dasselbe. Für mich war es nur logisch, dahin zurückzugehen. Zuerst entdeckst du ein Tool, dann ist es wie ein Wiedersehen mit einem alten Freund und dann kannst du versuchen, herauszufinden, wo das Wunder geschieht, wo das meiste Potenzial für dich drin liegt. Und genau dieser Zeitpunkt; das Gefühl, etwas Unbekanntes zu erkunden, ist das, was ich am spannendsten finde.
Woher kommt dein Interesse für virtuelle Realität?
Ich arbeite eng mit Andrew Huang zusammen, wir haben schon einige Videos zusammen gemacht. Daher kommt mein Interesse für virtuelle Realität. Als ich von MoMA den Auftrag für das Video “Black Lake“ bekam, wollten wir es in 360° drehen. Den Film für das MoMA zu machen, war ein echt aufregendes Projekt für mich. Ich denke, die Form des Videos hat ein bisschen damit zu tun, dass es in einem Raum vorgestellt werden würde, durch den viele Menschen hindurch laufen würden. Dieser Song konnte perfekt auf Endlosschlaufe laufen.
Also, wir wollten den Film zuerst in 360° drehen, und zwar in einem Fulldome im MoMA. Das war dann aus praktischen Gründen doch nicht möglich, und wir zeigten ihn letztendlich auf zwei Bildschirmen, was sich als absolut perfekt herausstellte: Ich fand einen poetischen Grund dafür, denn der Song wurde eines Nachts in einer dunklen Felskluft in Japan geschrieben und vermittelte dieses klaustrophobische Feeling eines kleinen Canyons [lacht]. So haben wir es dann arrangiert, mit wahnsinnigen Subwoofern, die die Zuschauer richtiggehend massierten. Damit war das Stück komplett. Mein Interesse an virtueller Realität hat sich Stück für Stück entwickelt, im Gegensatz zum Beispiel zu Biophilia; hier habe ich praktisch alles von Grund auf neu kreiert. Ich habe diesen Raum erschaffen, bin auf eine ferne Insel gereist und habe dort alles gleichzeitig wachsen lassen: die Technologie, das Programmieren, die Musik, den Text. Als wir es veröffentlicht haben, war jedes einzelne Element bereit dafür. Bei Vulnicura war es genau umgekehrt: Das Album wurde relativ schnell geschrieben, und dann begann es zu leaken, was irgendwie wieder zum Charakter des Albums passte. Ich dachte mir, OK, so ein Biest ist das also. Wenn ich es mir heute überlege, dann hat uns dieser Leak positiv beeinflusst, denn mein Team nahm daraufhin eine relaxte Haltung an, so in der Art „OK, wir nehmen die Dinge, wie sie kommen, es gibt keinen Masterplan, scheiß drauf ….“. Wir mussten uns darauf einlassen und mit dem arbeiten, was wir zur Hand hatten.
Nimm zum Beispiel die Dreharbeiten zu „Black Lake” in Island. Eine Firma hatte uns damals eine Kamera ausgeliehen. Damit wollten wir „Black Lake” drehen. Eines Abends sahen Andrew und ich uns an und meinten: „Wie wäre es, wenn wir morgen ‘Stonemilker’ drehen?“ Das war der spontane Zwilling von „Black Lake.” Aber es hätte nicht so spontan passieren können, wenn wir nicht ein Jahr lang minutiöse Vorarbeit an „Black Lake“ geleistet hätten. Die beiden koexistieren also auf gewisse Weise.
Und so ging es gerade weiter. Als Nächstes baten wir Jesse Kanda um seine Mitarbeit bei „Mouth Mantra“. Damals war ich an einem Punkt in meinem Leben angelangt, wo für mich der einzige Plan der war, dass es keinen Plan gab. Man muss sich treiben lassen und sich voll und ganz auf sein Bauchgefühl verlassen. Wenn es sich gut anfühlt, ist es auch gut. Wenn nicht, dann musst du einfach einen neuen Weg suchen.
Wir haben inzwischen sechs Videos mit verschiedenen Leuten gedreht. Eine Sache merkst du bei der VR ziemlich schnell: VR ist nicht einfach VR. 360 ist total anders als VR, und dann musst du dir überlegen, ob du es in einem Dome zeigst oder mit Brillen. Wir haben die Entscheidung fast getroffen. Ich habe mich gerade erst mit James Merry, meinem Kodirektor für alles Visuelle, getroffen und drei Stunden lang mit ihm über diese Dinge geredet. Es ist für uns beide eine Herausforderung. Solange diese Technologie noch in der Entwicklung steckt – sie wird tatsächlich noch entdeckt, die Leute wissen nicht genau, was sie eigentlich ist — haben wir beschlossen, die Suche als solches als Element zu benutzen. Wie hängt man einen Song an die Wand?
Fast jedes Video wurde mit einer anderen Technologie gedreht, mit verschiedenen Themen, verschiedenen Regisseuren, Probleme wurden verschiedenartig gelöst … alles war verschieden! Alles entstand, ähnlich wie bei Biophilia, in einem Austausch unter verschiedenen Leuten. Es war echt Klasse.
Geht das Video „Mouth Mantra“ auf deine frühe Faszination mit der Zahntechnik zurück?
Nein, tut es nicht. [lacht] Eigentlich sollte ich so clever sein und „Ja“ sagen, aber so war das nicht, es war Jesses Idee.
VR ist noch immer in Entwicklung. Vor einem Jahr noch musste man sich einen gigantischen Helm aufziehen, aber jetzt wird die Technologie ständig verfeinert. Wie du schon sagtest, man hat das Ganze noch nicht so richtig ausgeklügelt, es hat noch nicht so richtig Form angenommen.
Yeah, das ist das Spannende daran. Ich liebe dieses Gefühl, unbekanntes Terrain zu erforschen. Man muss sich selbst erlauben, Fehler machen zu dürfen, und wenn man es dann richtig macht, ist es unglaublich bereichernd. Auch die Stimmung mag ich sehr. Ich mag es, mit diesen Tech-Nerds abzuhängen und alberne Konversationen zu führen. Ich habe gerade Gespräche laufen mit einer Firma, die diese verrückten Sonic-Teile herstellt, denn es geht ja auch um den Sound. Du kannst also herumlaufen und verschiedene Teile des Songs hören, du hast also eventuell verschiedene Dinge in verschiedenen Songs. So wie … wie erfährt man Sound in 360°?
Darüber habe ich vor Kurzem mit einem Freund gesprochen. Es ist irgendwie so, dass jedes Mal, wenn etwas Neues auftaucht, wie zum Beispiel ein Film, das Theater (ok, das ist schon lange her), oder eine CD oder eine LP, dann macht es richtig Spaß, es zu definieren. Für mich hat VR echt etwas wagnerianisches oder so. Es ist fast so, dass ich denke „Oh Mann, wie werden die das für eine dreistündige Vorstellung lösen, mit nur einer Bühne?” Die Leute sind wirklich interessiert an diesem Thema. Man hat andere Probleme zu lösen als mit 2D oder bei einem Konzert. Auch bei VR hast du die Kamera in der Mitte und dann kannst du alles drumherum sehen, und musst dir überlegen, wie du alles anordnest. Ich finde es wirklich spannend. Das Puzzle muss man lösen. Es ist ein Privileg, an der Lösung teilzunehmen.
Siehst du VR als etwas, das dich von der natürlichen Umgebung absondert oder als etwas, das sich mit der Realität vermischt?
Ich denke, es ist beides. Ich denke, es ist binär, und das ist genau der Punkt. Wenn du versuchst, vor einem Ding wegzulaufen und nur das andere zu tun, dann kommst du nie vom Fleck. Ich weiß nicht, ob das Sinn macht, aber es ist wie die Katze, die sich in den Schwanz beißt. Die Frage an sich wird sich nie ändern … es ist die gleiche Frage, die man sich stellt, wenn man Leute im Zug oder so ein Buch lesen sieht: Sind diese Leute mit dir im Zug oder sind sie in einer anderen Realität, in ihrem Buch? Ich sehe da keinen großen Unterschied, obwohl es natürlich unterschiedliche Herausforderungen dabei gibt.
Letzthin hat mir jemand erzählt, er hätte so ein verrücktes Spiel gespielt, acht Stunden lang, jeden Tag. In diesem Spiel waren die ganzen physischen Aspekte verdreht, also zum Beispiel die Entfernung zu einem Berg oder so. Nach ein paar Tagen ist dann folgendes passiert: Zuerst wurde ihm schwindelig, wenn er in der Maschine war, und dann hatte er sich daran gewöhnt. Dann aber wurde ihm schwindelig, wenn man ihm die Maschine abgenommen hatte, und er musste sie wieder aufsetzen, damit er sich nicht übergeben musste. Das ist natürlich erschreckend. Aber hier gilt dasselbe wie für alles, was wir uns zu erklären versuchen, sei es die menschliche Seele oder was auch immer: Wir müssen erkennen, was gut für uns ist, und wir dürfen nicht faul werden. Die guten, alten Ethikprinzipien können hier gerne ein Comeback haben – man sollte von nichts abhängig werden.
Björk Digital wird im Herbst eröffnet. Hast du darüber mehr Kontrolle als über deine Show im MoMA? Ist es eine Ergänzung für dich?
Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich wohl nie die Show im MoMA gemacht. Ich war natürlich geschmeichelt, als man sie mir angeboten hat. Klaus [Beisenbach] hat sie mir sogar mehrere Male angeboten, und ich habe immer abgelehnt, bis ich sein Angebot dann letztendlich annahm. Ich weiß, dass Klaus die allerbesten Absichten hatte, und für mich war es eine echte Lernerfahrung. Ich lernte einiges über mein eigenes Universum. Es gibt Dinge, die für mich funktionieren, und andere nicht. Was mir echt gefallen hat, war zum Beispiel die Premiere von „Stonemilker“ im PS1. Das ist für mich eher eine Fortsetzung des Musik-Videos, ein ganz natürliches Universum für mich, in dem ich mich seit meinen Teenager-Tagen bewege. Hier habe ich auch entdeckt, wie sehr ich diese persönliche Erfahrung mit der Musik liebe, wenn du deine Kopfhörer aufhast oder wenn du zu Hause ein Album hörst und die Texte dazu liest. Diese persönliche Reise, die Geschichte, die die Musik erzählt. Das ist etwas ganz Anderes als die Musik des 20. Jahrhunderts.
Ich kritisiere das überhaupt nicht. Es muss ja einen Grund geben, warum sich Leute anderthalb Stunden in eine Konzerthalle setzen und zuhören. Es ist eine gute Idee. Es funktioniert. In gewisser Hinsicht ist VR eine bessere Bühne für diese Art Universum als der White Cube oder ein ähnliches Museum des 20. Jahrhunderts. An „Black Lake“ siehst du, wie weit ich museumsmäßig gehen kann. In dieses Stück habe ich wohl die meiste Arbeit gesteckt. Ich denke, wenn ich MoMA nicht gemacht hätte, hätte ich wohl eine VR-Ausstellung gemacht. Ich hätte ein Zuhause für die VR-Videos gefunden - solange die Leute noch keine Headsets zuhause haben – in einer punkigen Fabrikhalle oder so. Und es stimmt – auf diese Weise hat es die Technologie Frauen ermöglicht, außerhalb der bestehenden Hierarchie zu arbeiten.
Auch das Element Mode ist wichtig. Es ist wichtig, aber nicht halb so wichtig wie die Musik und das Visuelle. Da hängt mein Herz dran. Außerdem – das Leben ist kurz, und ich muss einfach neue Dinge tun, an neuen Sachen arbeiten, und nicht an einer Retrospektive. Wenn Andere daran interessiert sind, dann schmeichelt mir das natürlich, aber ich muss mich auf das konzentrieren, was ich gerade mache. Was ich auch entdeckt habe, ist, wie sehr sich Biophilia seitdem entwickelt hat. Zuerst war es drei Jahre lang an Schulen in Reykjavík und jetzt zwei Jahre lang an Schulen in Skandinavien, Grönland und den Faroer-Inseln unterwegs.
Wir nennen die Ausstellungen Björk Digital, denn die Leute können mit ihren Kopfhörern und ihren iPads kommen. Die Instrumente sind dort und sie können sie ausprobieren, darauf spielen, den ganzen Tag, wenn sie wollen. Wir inszenieren eine Situation, die auf Interaktion basiert. Hier gehst du nicht in einen Raum hinein und schaust dir Gemälde an der Wand an. Es ist auch von anderer visueller Kunst verschieden. Es geht darum, dass die Leute Biophilia ausprobieren, es ist interaktiv. Und dann probieren sie alle VR-Videos aus.
Wir versuchen, es so immersiv als möglich zu gestalten. In Australien gab es 60 VRs, und die Leute dort hielten sich an den Händen und weinten, ich meine, die hielten sich ewig lang in Biophilia auf. Mir geht es vor allem um die letzten beiden Stücke, ich habe versucht, sie am meisten immersiv zu gestalten. Also die Leute können kommen und diese Erfahrung machen. Ich erstelle also eine Bühne oder einen Ort, an dem die Leute diese interaktive Erfahrung machen können – natürlich nur mit guten Kopfhörern! [lacht]
Wir passen jede Show an den Ort an, und es geht immer darum, wer mit uns arbeiten möchte. In Tokio, zum Beispiel, war die Show völlig anders als in Australien. In Australien war sie Teil eines Festivals, und 1,5 Millionen Leute haben sie gesehen. In Tokio fand sie im Museum of Technology statt, wo sie die ganzen Roboter und so weiter haben, und wo wir Biophilia schon einmal drei Jahre früher hatten. Es waren immer noch dieselben Lehrer dort wie drei Jahre vorher, und sie hatten schon Erfahrung mit dem Bildungsaspekt der Show. Yeah, das waren wirklich völlig unterschiedliche Shows. „Black Lake“ war nicht in Tokio.
Wie gesagt, wir nehmen die Dinge, wie sie kommen und haben nicht wirklich einen großen Plan. Hier geht es darum, was einen interessiert. Was ich gerne noch erwähnen würde, ist, dass wir versuchen, an jedem Ort ein neues Video hinzuzufügen. Und der jeweilige Veranstaltungsort gibt ein Stück in Auftrag. „Family“ hatte Premiere in Montreal. Und dann sehen wir einfach, wie lange es läuft. Es ist fast wie ein reisender Zirkus, und du kannst den DJ geben. Du kannst deine Freunde einladen. Ich spiele mit der Idee, dass mein nächstes Album in so einer Art Familienzirkus spielen könnte.
Du hast nach diesen Events Marathon-DJ-Sessions gegeben.
Ja, ich habe mit Freunden DJ-Sessions gegeben. Es ist ein wahnsinniger Aufwand, diese Sets vorzubereiten, und es macht irre Spaß. Und es ist eine Menge Begeisterung dabei – warum sollte man die nicht teilen? Für mich ging es dabei hauptsächlich darum, neue Wege zu suchen und ehrlich meinem jetzigen Impuls zu folgen. Das macht Sinn für mich, da es darum geht, woran ich gerade arbeite. Ich denke, da die ganze Sache mit Biophilia und den VRs so immersiv ist, würde es wenig Sinn machen, wenn ich danach ein Konzert gäbe. Denn dann würde es mehr um mich gehen. Aber wenn ich meine Liebe zur Musik teile, meine Musik und die Anderer, dann macht das Sinn. Es geht mehr um die Musik als um mich. Und es passiert wirklich eine total verrückte Energie, wenn du deine Lieblingssongs von vorne bis hinten bei voller Lautstärke spielst. Da wir richtig Energie freigesetzt. Ich liebe es, die Musik Anderer zu spielen. Ich liebe es, zu den Songs vor Begeisterung einfach herumzuhüpfen, und es hat nichts mit mir zu tun … es ist wie eine Auszeit von mir selbst. Es erinnert mich daran, warum ich das alles tue.
Natürlich gibt es dabei Ausnahmen, wie immer. Ich habe ein Konzert in London gegeben, was allem widerspricht, was ich gerade gesagt habe. Wir hatten noch nie in London gespielt, und London ist einfach so ein rührseliger Ort für mich. Es ist die Stadt, die mir dazu verholfen hat, die Musikerin zu werden, die ich heute bin. Es ist mein zweites Zuhause, vor allem mein musikalisches Zuhause. Bei dem Konzert gab es nur Gesang und Saiteninstrumente – ein Versuch, meine Arrangements in den Vordergrund zu stellen. Ich hatte bereits ein Album mit reinen Saiteninstrumenten veröffentlicht. Ich habe viel Arbeit in dieses Album gesteckt, auf dem es Versionen von verschiedenen Dingen gibt, die nur leicht voneinander abweichen. Wir hatten Instrumentalisten an Bord, einen Viola-Spieler aus Polen. Ich hatte noch nie ein Konzert mit reinen Saiteninstrumenten gegeben und dachte mir: „Okay, vielleicht macht es Sinn, das Konzert hier zu geben. Ich kann all meine Londoner Freunde einladen“. So kam das zustande.
Ich improvisiere einfach, so wie wir gerade dieses Interview improvisieren. Diese Ausstellungen verlangen nicht wirklich viel Energie von einem. Die meiste Zeit verbringe ich damit, Musik zu schreiben. Das ist auch das Tolle an diesen Ausstellungen. Als ich vor einem Jahr mit dem Touren aufhörte, habe ich sofort wieder angefangen, neue Happy-Songs zu schreiben. Das ist das Land, in dem ich die meiste Zeit lebe. Die beiden Dinge passen wunderbar zusammen, sie stehen sich nicht im Wege. Es sind einfach zwei Teile meiner Person. Oder so.
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